Artikel in der Zürichsee Zeitung

Hombrechtikon 17.12.2019 Neue Sportart Target Sprint beim Schützenverein Hombrechtikon. Seraina beim Umgang mit dem Luftdruckgewehr. Bild: Patrick Gutenberg

Im Frühling organisieren die Schiessvereine Hombrechtikon erste Target Sprint-Trainings. Die Sportart ist wie Biathlon – nur ohne Ski.

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Der Puls ist auf 160, das Luftgewehr am Anschlag und fest im Griff, den Ellbogen auf die Hüfte gestützt. Im letzten Moment des Ausatmens wird der Abzug betätigt. So schiessen die Jugendlichen der Schützengesellschaft und der Sportschützen Hombrechtikon idealerweise, wenn sie im Frühling mit dem Target Sprint-Training beginnen.

Hombrechtikon 17.12.2019 Neue Sportart Target Sprint beim Schützenverein Hombrechtikon. Sandro zielt liegend mit dem Luftdruckgewehr Bild: Patrick Gutenberg
Sandro Gilgen (Jugendschütze U13 ) nimmt das Ziel in den Blick

Noch üben mehrere Jungschützen, darunter auch ein Mädchen, ihre Zielsicherheit jedoch bei sehr viel tieferem Puls im Wintertraining im Schützenhaus Hombrechtikon.

Statt mit Langlaufen, wie es im Biathlon der Fall ist, kombiniert Target Sprint das Luftgewehrschiessen mit Mittelstreckenlauf. Insgesamt müssen die Athleten drei mal 400 Meter rennen. Das Gewehr tragen sie dabei nicht auf dem Rücken, es steht beim Schiessstand bereit. Nach jeder Runde gilt es, stehend fünf Biathlon-Klapp-Scheiben mit einem Durchmesser von 35 Millimetern aus zehn Metern Entfernung zu treffen.

Hombrechtikon 17.12.2019 Neue Sportart Target Sprint beim Schützenverein Hombrechtikon. Seraina beim Umgang mit dem Luftdruckgewehr. Bild: Patrick Gutenberg
Seraina Billeter (Jungschützin U21) beim Schiesstraining

Man hat dafür maximal 15 Luftgewehrschüsse, der Fachmann nennt sie Diabolos, zur Verfügung, die alle einzeln nachgeladen werden. Für jede nicht getroffene Scheibe müssen die Athleten in einer Strafzone 15 Sekunden warten, bevor sie wieder auf die Laufstrecke dürfen. Der Gewinner ist der Sportler, welcher die drei Laufstrecken und die zwei Schiesseinlagen zuerst beendet. Obschon die Sportart neu ist, scheint sie schon etabliert: 2017 fand im deutschen Suhl die erste WM statt.

Junge begeistern, um Tradition zu bewahren

«Mentale Stärke, die richtige Atemtechnik und sich 100 Prozent auf das Schiessen fokussieren zu können sind wichtige Fähigkeiten beim Target Sprint», sagt Roger Moser. Er ist Biathlon- und Target Sprint-Trainer, ehemaliger Langläufer sowie Biathlet und hat bei Swiss Shooting den Target Sprint in der Schweiz lanciert.

Zusammen mit Peter Gilgen, ausgebildeter Jungschützenleiter der Schützengesellschaft Hombrechtikon, arbeitet er daran, die neue Sportart auch in Hombrechtikon einzuführen. «Wir suchten eine Möglichkeit, die Jungen für den Schiesssport zu begeistern», sagt Gilgen. Anfang des Jahres habe die International Shooting Sport Federation (ISSF) die Sportart ausgeschrieben, worauf die Schützengesellschaft nach Absprache mit dem Vorstand auf den Zug aufgesprungen ist.

Präzisionsschiessen Trainingsanlage SG-Hombrechtikon

«Der sportliche Aspekt des Schiesssports kommt immer mehr in Verruf», sagt Gilgen. Es sei schade, wenn Traditionen kaputtgehen. Um dies zu verhindern, seien Innovationen nötig. «Gerade für Kinder und Jugendliche ist Target Sprint eine tolle Sportart, die sie in die Welt des Schiessens einführt.» Beim Rennen komme der Wettkampfgedanke auf und motiviere die Jungschützen zusätzlich.

Moser betont, dass Target Sprint auch pädagogisch wertvoll sei. Bei Stafetten werde der Teamgeist gefördert, das Schiessen verlange Disziplin und Fingerspitzengefühl. Diese Fähigkeiten seien gerade im Schulalltag wertvoll. Zudem müssen Einflüsse wie Sonneneinstrahlung und Wind einberechnet werden. «Dass Athleten ihren Puls senken, ist jedoch ein Mythos», sagt Moser. Vielmehr komme es darauf an, seinen persönlichen Schiessrhythmus durch eine regelmässige und kontrollierte Atmung zu finden.

Persönlicher Schiessrhythmus

In Hombrechtikon sind künftig bis zu drei Trainings pro Woche geplant. Dafür suchte der Verein via Facebook Leute, die sich von Moser zu qualifizierten Target Sprint Trainern ausbilden lassen. Im Frühling beginnt das jeweils eineinhalb- bis zweistündige Training unter freiem Himmel.

Dieses beinhaltet das Schiesstraining, in dem die Kinder und Jugendlichen die Grundlagen des Schiessens erlernen, das Lauftraining und das Komplextraining. «Bei letzterem werden Laufen und Schiessen kombiniert, zum Beispiel mit Staffelwettkämpfen», sagt Moser. Das Ziel sei, dass Target Sprint zu einem Breitensport werde.

Vielen Dank an die Zürichsee Zeitung für diesen Artikel!

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